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Ich komme mir vor als hätte ich einen langen, harten Winter überstanden. Der Frühling hat mich erlöst, wärmend, belebend. Doch bis dahin war es eine lange Reise, quasi durch alle vier Jahreszeiten.
Ja, es war ein harter Tag und das obwohl er so gut anfing, Ein sonniger Samstag, unbeschwerte Leichtigkeit, Sonnenschein im Herzen, in mir zuhause, Sommer. Ich freute mich auf den Filmabend mit meiner besten Freundin. Nachdem ich auf dem Weg an einem Geschäft vorbeilaufen würde, war geplant, dass ich die Snacks und Getränke hole. Leichter gesagt, als getan. Vier Regale voll von einem unserer Lieblingsgetränke, aber eben nicht unsere favorisierte Sorte. Meine Freundin textete zwar dass ich die Alternative nehmen solle "Mir ist egal was du mitbringst, Hauptsache du kommst zu mir", aber ich war stur.
Ich sollte meinen verletzten rechten Fuß eigentlich schonen, aber das ordnete ich unter. Einige Meter entfernt ist ein weiteres, größeres Geschäft, aber ich musste mich beeilen, denn es war kurz vor Ladenschluss. Ohne Rücksicht auf Verluste und fragende Blicke kassierend schritt ich zielsicher voran. Zu schnell für meinen Fuß, doch zu langsam, vor meiner Nase wurden die Türen abgeschlossen. Frust, in mir zogen graue Wolken auf, Herbst.
Ich schrieb meiner Freundin und entschuldigte mich dafür dass ich nicht auf sie gehört hatte. Danach zuerst Ratlosigkeit, dann die Blitzidee, am Hauptbahnhof ist ein Spar, der auch an Samstagen lang geöffnet hat. Doch da war die Hölle los, dichtes Gedränge, von Securities überwacht. Bitter, auch dort gab es unsere Lieblingssorte nicht. Dann doch die Alternative. Bei den Kassen musste ich mich in eine von mehreren Schlangen einreihen, Gestupse, Geschubse. Getriggert, meine Sozialphobie erhob ihren Stinkefinger.
Mit eingetüteter Verpflegung stapfte ich wütend von dannen. Eine Panikattacke, Laune im Sturzflug, ich außer mir, hallo Depression, eiskalt erwischt, Winter - und auch die Sache mit meinem Fuß rächte sich. Ich hätte am liebsten einfach aufgehört zu existieren, ich wollte nur mehr nach Hause, mich auf mein Bett fallen lassen und heulen. Meine beste Freundin hat mich motiviert "Komm zu mir, dann gehts dir besser".
Ich raffte mich auf, rein in die Öffis, aber an der Ausstiegsstelle kam ich wegen meinem Fuß nicht rechtzeitig raus und wurde unfreiwillig zur nächsten Station kutschiert. Also, Haltestelle verpasst, verbimst, und wieder musste meine Freundin herhalten, ich schrieb ihr und wäre dabei am liebsten vor Scham im Boden versunken. Sie schickte mir ein Foto von ihrem angeleinten Hund mit dem Titel "zum Rettungseinsatz", die beiden holten mich vor Ort ab.
Der Filmabend war dann eher ein ruhiges Beisammensein, unglaublich wie schnell sie und ihr Hund mich von meiner Panik runter geholt und meine Laune aufgebaut haben - Rettungsmission erfolgreich - als ich meiner Freundin sagte, wie viel mir das bedeutet und wie dankbar ich ihr bin, meinte sie nur "Dazu bin ich ja da, Mädel, das ist mein Job als deine beste Freundin".
Danke dir mein geliebter Frühling. Dein nicht immer kühler Sommer.
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